Datum: 23.02.2020, aktualisiert: 11.06.2020

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Antworten auf die häufigsten Fragen rund um die T4-Substitution bei der Schilddrüsenunterfunktion des Hundes.


Tablettengabe beim Hund: kleiner Hund erhält eine Tablette
Tablettengabe beim Hund (Quelle: Pixabay)

Experten-Hotline

Eine Hotline mit Fr. Mahnke ist unter folgender Rufnummer erreichbar:

0 900 - 1 95 00 80 4

Der Service ist sowohl für BHV-Mitglieder als auch für Nichtmitglieder möglich.
Die Kosten für den Anruf betragen pro Minute €1,50 aus dem deutschen Festnetz, bei Anrufen aus dem Mobilfunknetz können die Kosten abweichen.

Quelle: Experten-Hotline BHV

Schilddrüsenunterfunktion: FAQ T4-Substitution beim Hund

Die folgenden Antworten geben nur Erfahrungswerte bzw. Standardlösungen zu häufigen Fragen zur Thyroxin-Substitution bei Schilddrüsenunterfunktion (SDU) wieder. Bei Problemen mit der Substitution ist eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erforderlich.
Wichtige Informationen sind auch im jeweiligen Beipackzettel des verwendeten Präparates aufgeführt und zu beachten.

Was bedeutet Substitution?

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone.
Das wichtigste Schilddrüsenhormon (T4, Thyroxin) wird bei einer Substitution als Tablette oder in flüssiger Form zugeführt.

Wann muss mein Hund substituiert werden?

Eine Substitution darf nur auf Anweisung eines Tierarztes erfolgen.
Bei Hunden, bei denen vorwiegend Verhaltensprobleme zum Verdacht „Schilddrüsenunterfunktion“  führen, erfolgt die Diagnose häufig nicht durch den Haustierarzt oder einen Endokrinologen, sondern durch Tierärzte mit Fachgebiet Verhaltenstherapie.
Zur Diagnose sind mindestens erforderlich:

  • ein gründlicher Gesundheitscheck (Ausschluss anderer möglicher Ursachen),
  • ein komplettes Schilddrüsenprofil,
  • eine gründliche Anamnese (Fallgeschichte, Lebensumstände, Fütterung, Beobachtung besonders kritischen Verhaltens etc.).

Muss ich ab jetzt immer substituieren?

Ja, eine primäre Schilddrüsenunterfunktion heilt nicht aus. T4 muss bis zum Lebensende des Hundes substituiert werden.
Einen Sonderfall stellt die transiente (vorübergehende) Schilddrüsenunterfunktion dar. Hier ist nur eine zeitweise Substitution erforderlich. Ursache einer transienten Schilddrüsenunterfunktion kann z. B. Dauerstress, etwa durch zeitweise Trennung vom Halter, sein.
Bei einer NTI ist eine Substitution in der Regel nicht erforderlich, vielmehr ist die NTI zu behandeln. Bei manchen Behandlungen (z. B. mit Medikamenten, die die Verfügbarkeit der Schilddrüsenhormone reduzieren) kann als zusätzliche Behandlung eine Hormonsubstitution erforderlich werden. Die Substitution ist solange erforderlich, wie die Medikamente für die NTI gegeben werden.

Was bedeutet Forthyron 200 bzw. Forthyron 400?

Forthyron ist ein für den Hund entwickeltes Schilddrüsenhormonpräparat.
Die Zahlen geben die Menge von T4 in µg an, die jeweils in einer Tablette enthalten ist.
Anhand dieser Angaben kann man die Tagesdosis bezogen auf das Körpergewicht des Hundes berechnen:
Tagesdosis bezogen auf das Gewicht = Gesamttagesdosis / Gewicht Hund [µg/kg]
Beispiel: pro Tag 1,5 Tabletten Forthyron 400 = 400 X 1,5 = 600 µg
Tagesdosis bei einem 25 kg schweren Hund: 600 / 25 = 24 µg/kg
Bei anderen Hormonpräparaten ist der Name analog aufgebaut, Beispiel: Wethyrox 400 µg.

Welche Nebenwirkungen können bei der Substitution auftreten?

Die zugeführten Hormone ersetzen die fehlenden Hormone der kranken Schilddrüse. In diesem Fall ist in der Regel nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen, sofern die Dosierung korrekt eingestellt ist.
Nebenwirkungen können durch Zusatzstoffe in den Präparaten auftreten, etwa bei Unverträglichkeit dieser Zusatzstoffe. In diesem Fall sollte das Präparat gewechselt werden.

Wie substituiere ich?

Die Hormongabe erfolgt 1 – 3 Mal täglich. Die Anzahl der erforderlichen Tagesdosen ist abhängig vom verwendeten Präparat und individuell vom behandelten Hund.

Wann gebe ich die Hormone?

Die Hormone werden bei gleichzeitiger Gabe mit Futter schlechter aufgenommen. Daher ist ein Mindestabstand zu den Fütterungen einzuhalten.

  • Werden die Hormone vor der Fütterung gegeben, sollten sie mindestens eine halbe Stunde vorher verabreicht werden.
  • Werden die Hormone nach der Fütterung verabreicht, ist je nach Futtermenge ein Abstand von 2 – 4 Stunden einzuhalten.

Alternativ können die Hormone auch mit dem Futter gegeben werden. Aufgrund der schlechteren Aufnahme der Hormone sind dann höhere Dosierungen erforderlich.
Der einmal gewählte Modus (mit dem Futter, vor/nach dem Futter) ist beizubehalten.

Die Substitution sollte immer zu ungefähr gleichen Zeiten erfolgen. Je nach Hund und Reaktion kann die Hormongabe zu festen Uhrzeiten oder in Bezug zum Tagesrhythmus erfolgen.

Umstellung Sommerzeit / Winterzeit:

Manche Hunde reagieren bei der Zeitverschiebung sehr empfindlich. Hier empfiehlt sich die langsame Umstellung über mehrere Tage.

Welche Dosis braucht mein Hund?

Die richtige Dosis ist dann erreicht, wenn der Hund sich offensichtlich wohlfühlt.
Bei Hunden, die wegen einer Schilddrüsenunterfunktion verhaltensauffällig sind, gilt: die Dosis orientiert sich am Verhalten des Hundes. So sollte z. B. die Stressresistenz im Laufe der Substitution zunehmen. Generell ist bei diesen Hunden parallel zur Substitution immer ein entsprechendes Training erforderlich.
Achtung: bei diesen Hunden können am Anfang der Substitution spontane Rückfälle in das alte Verhalten stattfinden!!!
Bei ausschließlich körperlichen Symptomen ist langfristig die richtige Dosis erreicht, wenn sich die körperlichen Symptome bessern. Dies kann je nach Symptom eine gewisse Zeit dauern.
Bei beiden Varianten ist zu beachten, dass es Verhalten / Symptome geben kann, die nur durch weitere Maßnahmen (Training, Medikamente) behoben werden können.

Kann ich immer bei der eingestellten Dosis bleiben?

Insbesondere in den ersten Jahren der Substitution können immer wieder Dosisänderungen – sowohl Erhöhungen, als auch Reduzierungen - erforderlich werden.

Muss ich bei einem alten Hund die Dosis verändern?

Das ist individuell unterschiedlich. Je nach Individuum können Dosiserhöhungen oder -reduzierungen erforderlich werden.

Was mache ich, wenn ich eine Hormongabe vergessen habe?

Die Dosis kann nachträglich gegeben werden, wenn nicht zu viel Zeit vergangen ist. Der Abstand zur regulären nächsten Dosis sollte also ausreichend groß sein. Es ist darauf zu achten, dass keine kurzzeitige Überdosierung erfolgt.
Achtung: steht die Schilddrüsenunterfunktion in Verbindung mit Verhaltensauffälligkeiten kann das Vergessen einer Tagesdosis zu einem spontanen Rückfall in das alte Verhalten führen!!!!!

Welche Über- und Unterdosierungsanzeichen gibt es?

Anzeichen einer Überdosierung

  • verstärktes Hecheln in Ruhe, z. B. in entspannter Umgebung zu Hause ohne erkennbare Auslöser, insbesondere 1 bis 2 Stunden nach der Tablettengabe,
  • Herzrasen, erhöhte Körpertemperatur

Anzeichen einer Unterdosierung

  • verstärktes Hecheln bei normaler körperlicher Belastung (Spaziergang, warmes Wetter) oder Stress,
  • bei ausgeprägter Unterdosierung: Verstopfung, seltener und trockener Kotabsatz.

Anzeichen einer Über- oder Unterdosierung

  • Unruhe bzw. Hyperaktivität oder auffallende Trägheit,
  • vermehrtes Trinken, Übelkeit, starkes Speicheln,
  • zunehmende Ängstlichkeit, Aggressivität,
  • fütterungsunabhängiger Durchfall, Durchfall aufgrund vermehrter Ängstlichkeit.

Muss ich bei einem Präparatwechsel den Hund neu einstellen und ändern sich die Blutwerte?

Die verschiedenen Präparate unterscheiden sich in den Zusatzstoffen. Hieraus können sich eine unterschiedliche Aufnahme und Verstoffwechselung der Präparate ergeben. Ob Dosisanpassungen erforderlich sind, ist individuell verschieden und muss im Einzelfall festgestellt werden.
Sind Dosisänderungen aufgrund unterschiedlicher Verstoffwechselung erforderlich, können sich die bisherigen optimalen Blutwerte der Hormone verändern.

Wie gehe ich vor, wenn ich die Hormone absetzen muss/will?

Bei einer primären Schilddrüsenunterfunktion werden die Hormone ein Leben lang gegeben. In Einzelfällen, zum Beispiel um einen TSH-Stimulationstest durchführen zu können, kann das Absetzen der Hormone erforderlich werden. In diesem Fall sind die substituierten Hormone langsam auszuschleichen. Die Substitution darf nicht spontan beendet werden.
Faustformel: je länger substituiert wurde, desto länger dauert das Ausschleichen.
Die gesunde Schilddrüse beginnt wieder mit der Produktion der Hormone – sofern genug Jod zur Verfügung steht. Lediglich bei sehr langer Substitution wird eine völlige Degeneration der Schilddrüse diskutiert (heißt: es ist unsicher).

Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?

Ja, es gibt sowohl Wechselwirkungen, die die Hormonwirkung verstärken, als auch solche, die die Hormonwirkung verringern.

Werden zusätzliche Medikamente erforderlich, ist daher der behandelnde Tierarzt auf die Substitution hinzuweisen.

Was muss ich bei der Fütterung beachten?

Der Jodgehalt des Futters sollte keine starken Schwankungen aufweisen (siehe auch Jod und Schilddrüsenunterfunktion).
Im Humanbereich haben zusätzliche Selen-Gaben zu deutlichen Verbesserungen des Allgemeinbefindens geführt. Eine Selen-Überdosierung ist zu vermeiden.
Bestimmte Pflanzen (z.B. Kohl, Soja, Mais) können die Hormonaufnahme/-wirkung reduzieren. Sie sollten daher nicht in großen Mengen oder zumindest in gleichbleibenden Mengen (z. B. maishaltiges Futter) verfüttert werden.
Die Hormone dürfen nicht zusammen mit Kalzium oder Eisenpräparaten gegeben werden, da diese die Aufnahme der Hormone verhindern.

Das Verhalten meines Hundes hat sich zunächst verbessert, aber jetzt verschlechtert es sich wieder.

Bei einer NTI und anderen Ursachen können durch die Hormongabe zunächst Verhaltensverbesserungen auftreten, die jedoch nicht langanhaltend sind. Bei Rückfall in alte Verhaltensmuster sollte daher die Diagnose überprüft werden.
Negative Verhaltensänderungen können auch durch eine zu niedrige oder zu hohe Dosierung auftreten.

Zu Beginn einer Substitution sind bei manchen Hunden zahlreiche Dosisanpassungen erforderlich.

Hilfe, die Hormone helfen nicht!

Findet keine nachhaltige Verbesserung klinischer oder verhaltensmäßiger Symptome statt, kann dies verschiedene Ursachen haben. Die beiden häufigsten Ursachen sind:

  • Fehldiagnose,
  • der Hund spuckt die Tabletten wieder aus. In diesem Fall ist es empfehlenswert auf das flüssige Präparat Leventa zu wechseln.

Hat mein Hund mit einer Schilddrüsenunterfunktion eine reduzierte Lebenserwartung?

Bei einem gut eingestellten Hund ist alleine aufgrund der Schilddrüsenunterfunktion nicht mit einer Lebenszeitverkürzung zu rechnen.
Bei einer autoimmunen Schilddrüsenunterfunktion können aufgrund des gestörten Immunsystems weitere Erkrankungen an anderen Organen oder Drüsensystemen auftreten. Daher sollten regelmäßig (mindestens 1-mal jährlich oder bei Bedarf) geriatrische Profile (Organprofile) erstellt werden.

Was muss ich bei der Blutabnahme beachten?

Die Blutabnahme sollte jeweils immer zur gleichen Tageszeit erfolgen und ca.4 - 6 Std. nach der Hormongabe.
Die Blutanalyse sollte immer beim gleichen Labor durchgeführt werden.
Wird nur einmal täglich substituiert, sollten zusätzlich die Werte vor der morgendlichen Hormongabe überprüft werden.

In welchem Bereich sollten die T4-Werte bei einer Substitution liegen?

Angaben über die Lage der Hormon-Blutwerte sind Orientierungswerte. Fühlt der Hund sich wohl und zeigt normales Verhalten, sollte man sich weniger an den Blutwerten als am Hund orientieren.
Die optimalen Werte sind von zahlreichen Einflüssen abhängig, wie z. B. der Rasse.
Orientierungswerte:
Bei einer Substitution sollte der T4-Wert 4 - 6 Std. nach Hormongabe im oberen Drittel liegen. Werte im mittleren Bereich (oder bei einigen Rassen im unteren Bereich) können ausreichend sein.
Werte die etwas über dem oberen Grenzwert liegen, können akzeptable sein, sofern der Hund keine Überdosierungsanzeichen aufweist.
Werden die Hormone einmal täglich gegeben, sollten die Werte vor der Hormongabe über dem unteren Referenzbereich liegen.

Trotz Substitution sind die T3-Werte niedrig.

Dies ist, insbesondere zu Anfang einer Substitution, nicht unnormal.
Manchmal steigen die T3-Werte nach einer gewissen Zeit der Substitution an.
Die T3-Werte sind lediglich Orientierungswerte, die nichts über die Funktion oder korrekte Substitutionshöhe aussagen: Im Körper wird „vor Ort“ das T4 in T3 umgewandelt. Der Grad der Umwandlung ist nicht messbar, da die Umwandlung in Organen und Zellen stattfindet.
Lediglich bei einem anhaltend sehr niedrigen T3-Wert trotz maximaler T4-Dosis und Vorliegen von bestimmten Verhaltensauffälligkeiten oder körperlichen Symptomen muss ggf. an eine „Umwandlungsstörung“ gedacht werden. Diese erfordert die zusätzliche Gabe von T3.

Ausführliche Erklärung siehe Schilddrüsenunterfunktion und T3.

Kann die Schilddrüsenunterfunktion statt durch Substitution auch homöopathisch behandelt werden?

Homöopathische Präparate sind nicht in der Lage die fehlenden Hormone zu ersetzen oder eine erkrankte Schilddrüse zu heilen.
In Einzelfällen kann eine homöopathische Unterstützung begleitend eingesetzt werden.
Beispiele: transiente Schilddrüsenunterfunktion, unterstützende Behandlung einer NTI.

Detaillierte Informationen

B. Zimmermann: Dr. Jekyll & Mr. Hund. Ausgeglichene Schilddrüse - ausgeglichener Hund, 1. Auflage. Thieme Verlag: Stuttgart - New York; 2018

bz